Schüttelreime und Ungeschütteltes bis zum Abschütteln. Alle Texte © Wolfgang Heidschuch

Diverses Ungeschütteltes



Verkannt


Ich verstand nicht, was er rief,
als ich übers Wasser lief.
Meinte er gar voller Hohn:
"Hältst du dich für meinen Sohn?"

Ich rief laut: "Es kommt wohl hin,
dass ich ein Verwandter bin."
"Niemals", kam die Antwort schroff.
Ich ging unter und ersoff.


An meinen persönlichen NSA-Spion


Ich grüße dich, du fremder Gast,
der du mein Mail gelesen hast.
Ist das nicht schönster Dichterlohn?
Es lesen Fans- plus ein Spion.

Wahrscheinlich schiebst du abends Frust,
weil du viel Unsinn lesen musst.
Doch ist mir Mitleid sehr entfernt.
Hättst du halt 'nen Beruf gelernt...

Nun bist du wohl ein Ami-Mann,
der immerhin schon lesen kann.
Hier bist du vielen weit voraus,
jetzt mach auch was Solides draus.


Die Amse


Die Amse ist nicht sehr erbaut
und schimpft laut wie ein Diesel:
Die Wiese hat ihr L geklaut
und ist ab jetzt ein Wiesel.

Der Förstr trägt gern Negligee,
auch Federn, Leder, Wams.
Dafür braucht er sehr viele E-
nun bleibt nur noch die Ams.

Die Ams fühlt ziemlich Seelenstress,
ist nicht ganz auf dem Damm.
Die Eltern stehlen sich das S,
im Busch sitzt trüb die Am.

Und unterm Baum, wie ganz plemplem,
ruft etwas laut: "Hurra!"
Es ist das Oos, es nimmt das M,
zurück bleibt nur die A.

Zum Schluß kommt noch Herr Ballaball,
der sucht nach einem A.
Er nimmt es sich mit lautem Knall-
und nun ist nichts mehr da.


Kneipengedicht

für alle Wirte und Wirtinnen

Wenn ich mal aus der Kneipe fall,
dann lauern Feinde überall.
Sie wählen ihre Strategie
und plötzlich attackieren sie.

Ein Gartentor springt in den Weg,
es ist ganz krumm, es steht ganz schräg,
und sucht mit mir ganz offen Zwist,
obwohl es klar besoffen ist.

Da plötzlich weicht das Tor zurück,
ich stolpre vor, dann gleich zurück.
Der Weg ist frei, es geht voran,
da zieht ein Bild mich in den Bann.

Ein Dackel mit drei Köpfen flitzt
und jeder Kopf grinst ganz verschmitzt.
Ich werf mich hin und stell mich tot,
weil jeder Kopf mit Beißen droht.

So lieg ich da und schau recht dumm,
Hydranten hüpfen um mich rum.
Mir ist ganz schlecht, ich bin ganz still
und tu, als ob ich aufstehn will.

Doch all das wird mir einerlei,
die Kneipentür fährt grad vorbei.
Ich kriech hinein mit letzter Kraft,
die Wirtin freut sich mangelhaft.

Doch flucht sie nur auf leisen Sohlen,
sie ist ja unsrem Schutz befohlen.
Wir trinken hier und geben Geld,
sie schützt uns vor der bösen Welt.

inspiriert vom Lied "Nochmal Glück g'habt" vom großartigen Fredl Fesl


Ode an eine verschrumpelte Paprika


Kleine gelbe Paprika
kürzlich noch bei Edeka
wunderbar und prall im Saft
schön gewachsen, voller Kraft
damals noch recht guter Dinge
heut ein Look wie Meysels Inge.
Welch ein Schicksal, arme Schoten
kamt zum Single, dem Idioten
der halt mal, wie ihr jetzt wisst
doch meistens lieber Döner isst.

Ich versteh dich, armes Obst
ich versteh dich, wenn du tobst
noch dazu die Niederlage
dass ich nicht "Gemüse" sage...
...hattest du das nicht geahnt?
Hatte man dich nicht gemahnt?
Nie zum Single voller Wonne
er geht essen, du zur Tonne.
Deine Träume (Pizza, Pasta)
keine Chance: Tonne, basta .

Doch du bist dort nicht allein
drin hörst du schon andre schrein.
Alte Joghurts, grün behaart
bunte Nudeln, halb gegart
welch ein Seufzen, welch ein Jammer
herrscht in dieser Schreckenskammer.
Leidgenossen kreuz und quer
Kompost werden ist nicht schwer
doch es ist ein übles Spiel
das war kein Karriereziel.

Nächstes Mal (mein Ehrenwort)
trag ich nur Gemüse fort
wenn ich's wirklich essen mag.
Mittwoch wird Gemüsetag!
Doch zuvor, krieg keinen Schreck
bring ich noch den Apfel weg
denn bei dem hilft auch (schäm schäm)
weder Ponds noch Faltencreme.
Denkst du, das klingt alles spärlich?
Ab sofort wird's besser.
Ehrlich!!!



Frau Müller und die deutsche Grammatik


Der Winker sagt, er winkte.
Frau Müller meint, er wonk.
Der Blinker sagt, er blinkte.
Frau Müller meint, er blonk.

Das Waschweib sagt, sie keifte.
Frau Müller meint, sie koff.
Der Putzmann sagt, er seifte.
Frau Müller meint, er soff.

Der Schleifer sagt, er schleifte.
Frau Müller meint, er schloff.
Der Pfeifer sagt, er pfeifte.
Frau Müller meint, er pfoff.

Sie lebte für Grammatik,
ganz frei und ohne Sorg,
bevor dann, voll Dramatik,
Herr Duden sie erworg...



Ortogravieh


Ob Fogel-F, ob Vische-V:
mit Sprache nehm ich's gantz genauh.
Das Vischerfolk, der Fogelvlug:
von Sprache krieck ich nieh genuhg.



Waldspaziergang

Tragödie in 12 Zeilen

Trat dem Reh
auf den Zeh.
Rief es "Au,
dumme Sau.
Bist du jeck?
Scher dich weg!"

Kam sein Bock,
welch ein Schock.
Stieß sein Horn
in mich vorn.
War ich tot,
ich Idiot...



Marktforscher bei Apachens


Intschu-Tschuna mag gern Bluna,
Winnetou Bavaria Blu.
Und Nscho-Tschi? Tamagotchi.
Shatterhand? Konsumgehemmt!



Guter Mond


Guter Mond, wenn ich dich seh,
mach ich mir große Sorgen.
Du bist im Jahr nur zwölfmal voll,
doch ich bin's jeden Morgen



Guter Mond


Guter Mond, du stehst so stille.
Guter Mond, du stehst so stramm.
Nimmst du auch die blaue Pille?
Nimmst du stets gleich 1000 Gramm?